Holz ist ein Werkstoff der Zukunft. Er eignet sich nicht nur für Möbel- und Hausbau, Energiegewinnung und als Arbeitsmaterial für Künstler – er kann sogar Produkte aus Erdöl ersetzen.
Von Maximilian Macalla und Wiedad Mohamed
Erdkugel aus Holz und Kork auf der LIGNA
Feuerfeste Holzhäuser. Brücken aus Holz, über die schwere Lastwagen rollen. Plastik aus Holz. Alles Dinge, die verwundern und doch möglich sind. Auf der Weltmesse für Forst- und Holzwirtschaft, LIGNA, zeigen zahlreiche Aussteller aus aller Welt neue Technologien, mit denen sich solche Visionen umsetzen lassen.
Der Holzwissenschaftler Dr. Martin Ohlmeyer von der Universität Hamburg erläutert, was man aus Holz alles bauen kann: herkömmliche Möbel wie das Ikea-Regal oder sogar ganze Windräder.
Holz kann viele Stoffe ersetzen, ohne die das Leben heute unmöglich scheint. So lassen sich zum Beispiel Klebstoffe für Holz aus Holzbestandteilen synthetisieren, die sonst aus Erdöl gewonnen werden müssten. „Für mich hat Holz eine Perspektive, Erdöl ist schließlich endlich“, sagt Ohlmeyer.
Auch eine Perspektive haben Holzhäuser, denn sie bieten gegenüber Betonbauten viele Vorteile.
Allein wegen seiner Natürlichkeit sehen Menschen in Holz ein warmes, einladendes Material.
Es erhöht den Komfort und hat eine beruhigende Wirkung, wenn es in Räumen eingesetzt wird, wie eine Studie des österreichischen Forschungszentrums Joanneum ergeben hat.
Durch Holz lässt sich zudem die Luftfeuchtigkeit in einem Zimmer regulieren. Und im Brandfall ist es ungefährlicher als Stahl, der seine Statik schon bei niedrigen Temperaturen verliert, weil er schmilzt. Wenn Holz zu brennen beginnt, bildet sich eine Rußschicht, die zuerst das restliche Holz isoliert.
Das verlängert die Zeitspanne, in der das Gebäude stabil bleibt. Selbst Erdbeben verkraften Holzkonstruktionen gut, denn Holz ist flexibel und kann Druck- und Zugkräften widerstehen.
Mit den Bau von Holzhäusern kennen sich der Vorsitzende des Verbands der niedersächsischen Zimmermeister, Karl Hoffmeister, und sein Geschäftsführer, Wilhelm Rheil, aus.
In letzter Zeit gehe der Trend wieder zu Holzhäusern, und zwar zu solchen, denen man ihren Baustoff auch ansieht. „Manche Kunden wollen verputzte Fassaden.
In Norddeutschland möchte man Klinkerfassaden, aber viele Menschen bevorzugen Gebäude aus Holz oder verwitterte Fassaden“, sagt Rheil.
Um das Holz für den Hausbau vorzubereiten, wird es zuerst getrocknet. Früher musste es dafür monatelang gelagert werden, heute trocknet Holz dank neuer Techniken innerhalb einer Woche – zum Beispiel bei Unterdruck in Hitzekammern.
Anders als man vielleicht denkt, werden dabei kaum Chemikalien eingesetzt. Das Holz wird höchstens imprägniert.
Aus Holz lassen sich nicht nur Einfamilienhäuser bauen.
Zum Beispiel entstand im niederländischen Ort Sneek eine Brücke, deren Trägerkonstruktion komplett aus Massivholz besteht. Sie ist sogar für schwere Lkw geeignet. Auch das Expo-Dach auf dem hannoverschen Messegelände besteht zum größten Teil aus Holz und galt um die Jahrtausendwende als Meilenstein des Holzbaus.
In Zukunft lassen sich möglicherweise noch größere Monumente aus Holz verwirklichen. Derzeit sind die Auflagen für Statik und Brandschutz aber noch nicht erfüllbar.
Daran wird intensiv geforscht. Die Statik lässt sich durch spezielle Verleimungen gewährleisten, und der Brandschutz lässt sich durch die Dicke des Holzes verbessern.
„Fügt man zwei Zentimeter hinzu, bleibt das Gebäude bei einem Feuer etwa eine halbe Stunde länger stabil“, sagt Karl Hoffmann vom Verband der niedersächsischen Zimmermeister.
Holz wird auch verbrannt, um Energie und Wärme zu gewinnen. Es ist aufgrund seiner hohen Dichte gut dafür geeignet. In einer relativ kleinen Menge Holz ist viel Energie gespeichert, was am langsamen Wachstum der Bäume liegt.
Holz in der Papierherstellung
Die Energieversorger setzen darum auf Umtriebsplantagen, auf denen sie in kurzer Zeit viele Bäume zur Energiegewinnung oder zur Papierherstellung anpflanzen können.
Auch bei der Papiergewinnung kann Energie aus dem Holz noch genutzt werden, denn für das Papier wird nur der Zellstoff benötigt.
Das die Verholzung der Zellwände verursachende Lignin bleibt als Abfallprodukt übrig und wird meistens verbrannt.
1998 entdeckten Forscher des jungen Unternehmens Tecnaro jedoch, dass sich aus dem Lignin auch Plastik herstellen lässt. Es könnte das auf Erdöl basierende normale Plastik auf lange Sicht ersetzen.
Noch ist das aber zu teuer für die Massenfertigung. Das wird sich vermutlich mit den steigenden Ölpreisen ändern. Das Unternehmen hat sich bereits die Patente gesichert und expandiert.
Holz bietet als Naturprodukt eine unmittelbare Erfahrung für den Menschen mit seiner Umgebung. Deshalb ist auch Kunst aus Holz auf der LIGNA vertreten, und die Aussteller bieten verschiedenes Kunsthandwerk an.
Was Holz für den Künstler Bernd Pfister so interessant macht, ist seine „Rückstrahlfähigkeit“. Es schlucke die Körperwärme nicht wie Stein oder Metall, sondern gibt sie wieder und fühlt sich dadurch warm an.
Das Holz hat innen hohle Stellen oder Risse, die der Künstler nicht vorausahnen kann. Jedes Stück Holz ist einzigartig. „Das gibt dem Holz Lebendigkeit, es ist fast wie ein Mensch“, sagt Pfister. Er richtet sich in seinem Handwerk nach dem Holz, nicht umgekehrt.
Welchen Stellenwert wird Holz in Zukunft haben? Vieles deutet darauf hin, dass Holz eine größere Rolle in unserem Leben spielen wird – sei es nun in der Energieversorgung, in der Art, wie wir wohnen, oder in der Kunst. Es ist regenerativ und unschädlich. Doch es zu nutzen, bringt eine Verantwortung mit sich, eine Verantwortung der Natur gegenüber.
Kaiser-Wilhelm- und Ratsgymnasium (Jahrgang 10)